Eragon - Das Erbe der Macht
Autor: Christopher Paolini
Verlag: cbj
Umfang: 960 Seiten
Kurzinformation zum Buch
Ein schrecklicher Krieg wütet in Alagaësia. Alle Völker haben sich zusammengeschlossen und ziehen in den Kampf gegen Galbatorix, den grausamen Herrscher des Imperiums. Eragon weiß, dass er und Saphira ihm irgendwann gegenüberstehen werden. Treue Gefährten kämpfen an seiner Seite, allen voran die wunderschöne, kluge Elfe Arya. Doch der finstere König ist nahezu unbesiegbar, denn er besitzt die Macht zahlloser Drachen, deren Seelenhort, den Eldunarí, er an sich gerissen hat. Ein neuer Drache und ein neuer Drachenreiter verändern das Kräfteverhältnis. Wird Eragon Galbatorix besiegen können? Oder muss er sich geschlagen geben? Eine Prophezeiung besagt, dass Eragon Alagaësia für immer verlassen wird ...
Leseprobe aus »Eragon - Das Erbe der Macht«
Es war ein durchdringendes, schrilles, schauderhaftes Kreischen wie von Metall, das über Stein kratzt. Eragons Zähne vibrierten mit. Er hielt sich die Ohren zu und verzog das Gesicht, während er sich umdrehte und versuchte, die Quelle des Lärms auszumachen. Saphira warf den Kopf hin und her, und trotz des Getöses hörte er ihr gequältes Wimmern.
Eragon ließ den Blick zweimal über den Innenhof wandern, bevor er eine schwache Staubwolke bemerkte, die sich oben an der Mauer des Bergfrieds aus einem einen Fuß breiten Riss erhob. Der Riss war unter dem geschwärzten, teilweise zerstörten Fenster entstanden, wo Bloëdhgarm den Magier getötet hatte. Als das Kreischen an Intensität zunahm, ging Eragon das Risiko ein, die Hand von einem Ohr zu nehmen, um auf den Riss zu deuten. »Da!«, rief er Arya zu, die bestätigend nickte. Er drückte sich die Hand wieder aufs Ohr.
Unvermittelt brach das Kreischen ab.
Eragon wartete einen Moment, dann ließ er langsam die Hände sinken und wünschte sich ausnahmsweise, sein Gehör wäre nicht gar so scharf.
Im gleichen Augenblick erweiterte sich der Riss, bis er mehrere Fuß aufklaffte, und raste an der Mauer des Bergfrieds hinab. Wie ein Blitz schlug er unten ein, zerschmetterte den Schlussstein über dem Torbogen des Turms und ließ kieselgroße Steine herabhageln. Die ganze Burg ächzte, und von dem zerstörten Fenster bis hinab zu dem zerbrochenen Schlussstein begann sich die Front des Bergfrieds vom Rest des Mauerwerks zu lösen und nach außen zu neigen.
»Lauft!«, rief Eragon den Varden zu, die bereits zu beiden Seiten des Innenhofs davonsprangen, verzweifelt darauf bedacht, von der gefährlichen Mauer wegzukommen. Eragon trat einen einzigen Schritt vor – jeder Muskel in seinem Körper war gespannt –, während er versuchte, irgendwo in dem Gedränge der Krieger Roran auszumachen.
Endlich entdeckte Eragon ihn. Er war hinter der letzten Gruppe von Männern am Eingang eingezwängt. Roran brüllte die anderen wie wahnsinnig an, aber seine Worte gingen in dem Aufruhr unter. Dann sackte die Mauer mehrere Zoll in die Tiefe. Sie löste sich noch weiter vom Rest des Turms und ließ Steine auf Roran prasseln, brachte ihn aus dem Gleichgewicht und zwang ihn, rückwärts unter den Schutz des Eingangs zu stolpern.
Als Roran sich aus seiner geduckten Haltung aufrichtete, trafen sich ihre Blicke, und Eragon sah in seinen Augen ein Aufblitzen von Furcht und Hilflosigkeit, gefolgt von Resignation, als wisse Roran, dass er sich, wie schnell er auch rannte, unmöglich rechtzeitig in Sicherheit würde bringen können.
Ein schiefes Lächeln umspielte Rorans Lippen.
Und die Mauer fiel.