Die Gruselgondel
Autor: Thomas C. Brezina
Verlag: Schneiderbuch / Egmont
Umfang: 160 Seiten
Kurzinformation über das Buch
160 Seiten, Schneiderbuch verlegt durch Egmont Verlagsgesellschaften mbH.Patrick, Luk und Biggi beobachteten in Venedig einen maskierten Mann, der in einer Gondel auf einen Palast zusteuert. Er stimmt ein schauriges Lied an, dann verschwindet er wieder. Die drei Tiger- Freunde versuchen in den Palast einzudringen. Als es ihnen schließlich gelingt, treffen sie nicht nur auf menschliche Wesen...
Leseprobe aus »Die Gruselgondel - Ein Fall für dich und das Tiger-Team, Bd. 11«
Hoffnungslos verirrt!
Wütend stemmte Biggi die Hände in die Seiten und fauchte: „Und jetzt, du Spaghettikopf? Wo müssen wir jetzt lang?“
Luk grinste verlegen und wühlte wie wild in seiner Tasche. Er war sich sicher, dass er den Stadtplan von Venedig eingesteckt hatte! Oder lag das Ding doch noch im Hotelzimmer? Da er den Plan nicht fand, zog er seinen Mini-Computer hervor. Vielleicht war auf dem ja das winzige dunkle Gässchen gespeichert, in dem sie gelandet waren. Luk hoffte sehr, dass der Computer ihm helfen würde, wieder aus dem Gewirr von Plätzen, Gassen und Kanälen herauszufinden.
„Typisch Junge! Zuerst die große Klappe, dass er Venedig wie seine Hosentasche kennt, und wenn es drauf ankommt, hilflos wie ein Baby!“, ätzte Biggi. Langsam reichte es. Luk bekam vor Wut einen knallroten Kopf und schnaubte: „Gnädige Frau Besserwisser, wenn du so schlau bist, dann zeig du uns doch den Weg zum Markusplatz!“
Biggi machte ein betretenes Gesicht. Nein, das konnte sie nicht. Statt zu antworten, zog sie einen Haselnussriegel aus der Tasche und biss herzhaft hinein.
Ihre Eltern waren für einige Tage nach Venedig gefahren, um die Stadt zu besichtigen, und hatten Biggi erlaubt, ihre Freunde mitzunehmen. Natürlich hatte das Tiger-Team die Stadt auf eigene Faust erkunden wollen ... und sich dabei total verirrt.
Patrick sah sich misstrauisch um. Die alten, düsteren und halb verfallenen Häuser waren ihm nicht geheuer. Außerdem war es so still. „Wohnt hier überhaupt jemand?“, fragte er seine Freunde und deutete auf die Fensterläden, die alle geschlossen waren.
Das war eine gute Frage. Alle drei hielten für ein paar Sekunden den Atem an und lauschten. War vielleicht das Klappern von Geschirr, eine Stimme, ein Niesen, ein Husten oder wenigstens das Miauen einer Katze zu hören?
Nichts! Es war still. Totenstill.
„Sagt mir den Namen der Straße, dann gebe ich ihn in den Computer ein“, meinte Luk. Patrick und Biggi hielten nach einem Schild Ausschau, konnten aber keins entdecken. Irgendwo in der Nähe schlug klirrend eine Turmuhr zwölfmal. Es war Mittag, und die Sonne brannte vom Himmel.
Plötzlich packte Patrick die anderen am Arm und zischte: „Da kommt jemand ... mit platschenden Schritten. Bestimmt ein grünes, schleimiges Monster, das gerade aus der Lagune aufgetaucht ist.“
Biggi legte ihrem Freund die Hand auf die Stirn und zog sie schnell wieder weg, als hätte sie sich verbrannt. „Autsch! Du musst mindestens vierzig Grad Fieber haben“, spottete sie.
Das Geräusch drang von einem nahen Kanal, wie die Wasserstraßen in Venedig genannt wurden, zu ihnen herauf. In der Stadt gab es nämlich kein einziges Auto, sondern nur Boote.
Neugierig geworden, liefen die Tiger durch eine enge Gasse in die Richtung, aus der die Laute gekommen waren, und gelangten zu einem nicht sehr breiten Kanal, über den eine baufällige Bogenbrücke führte.
In diesem Moment tauchte eine schwarze Gondel auf. Der Gondoliere, der sie mit nur einem Ruder steuerte, trug aber weder das übliche gestreifte Oberteil noch eine schwarze Hose, sondern war mit einem wallenden schwarzen Umhang bekleidet, der mit blutroter Seide gefüttert war.
Das Gesicht des Mannes war in der oberen Hälfte von einer weißen Maske verdeckt. Tiger mussten unwillkürlich an ein Phantom denken.
„Was soll das denn? Es ist doch nicht Karneval“, brummte Biggi.
Patrick ging erschrocken hinter der niedrigen Steinbrüstung der Brücke in Deckung. Er schwitzte, aber nicht nur, weil es heiß war.
„He, du Zitterpudding, was ist denn jetzt schon wieder?“, spottete Biggi.
„Der Typ ... der ist nicht zum Spaß verkleidet“, stammelte Patrick. „Er hat etwas Schreckliches vor. Schaut in die Gondel, aber vorsichtig!“